Interview mit Andreas „Boppi“ Boppart

Missionsleiter Campus für Christus Schweiz

 

Boppi, könntest Du dich kurz vorstellen?

Gerne, ich bin verheiratet mit Tamara und wir haben vier Töchter im Alter von 3 bis 8. Wir leben gemeinschaftlich mit einer weiteren Familie im Zürcher Unterland, weil wir durch unser Miteinander Glaube für Menschen in unserem  Umfeld erfahrbar machen möchten. Persönlich investiere ich nebst Grillieren im Sommer viel Zeit für Konferenzen und Veranstaltungen in Europa, wo ich als Referent eingeladen bin. Und sehr gerne fröne ich auch dem Schreiben, wodurch unter anderem Bücher wie „Unfertig“ und „Neuländisch“ entstanden sind. Als Leiter von Campus für Christus gebe ich primär strategische und visionäre Impulse ins Gesamtwerk. Wir sind eine konfessionell unabhängige Missions- und Schulungsbewegung, die mit 120 Mitarbeitern und rund 20 Bereichen Gemeinden und Lokalkirchen in evangelistischen und jüngerschaftlichen Belangen unterstützt.

Gleichzeitig haben wir mit Projekten bei Agape oder auch unserem humanitären Partner GAiN Projekte im Bereich Nächstenliebe und Nothilfe und sind weltweit mit rund 90 Ländern verbunden, z.B. Kuba, Bolivien oder auch Nordkorea. Das wird alles von starken Teams getragen und ich kann mich oft einfach mitfreuen an dem, was Gott rund um den Globus bewegt.

 

Was bedeutet „gemeinsam glauben“ für dich?

Gemeinsam zu glauben heisst für mich, die Vielfalt und Unterschiedlichkeit nicht als eine Bedrohung wahrzunehmen, sondern als Bereicherung zu umarmen. Gemeinsam Glauben eröffnet mir auch ganz persönlich die Möglichkeit, Schätze von Gottes Persönlichkeit zu entdecken, die mir durch meine persönliche Herkunft oder meinen kulturellen Hintergrund ohne dies verborgen bleiben würden. Auch liegt für mich eine geheimnisvolle Kraft auf dem Miteinander – so hat Christus selbst gesagt, dass man ihn an der Einheit unter Christen erkennen wird. Dabei bedeutet „Einheit“ weder Gleichmacherei noch Einheitsbrei oder Identitätsverlust, sondern ist ein Miteinander um Christus im Zentrum und eine gegenseitige Grosszügigkeit in Dingen, die wir anders sehen bzw. anders ausleben, ohne dabei Dinge selbst umarmen, noch nicht mal gutheissen zu müssen.

 

Kannst Du ein Beispiel für überkonfessionelle Zusammenarbeit von Campus nennen?

Die Frage ist vielmehr: Kannst du mir ein Beispiel nennen, bei dem Campus NICHT überkonfessionell zusammenarbeitet? J Ich weiss nicht, wieviel Platz mir zur Verfügung steht. Aber jeder unserer Bereiche arbeitet mit Christen aus allen Kirchen zusammen. Wir machen mit SHINE evangelistische Veranstaltungen mit hunderten oder gar tausenden jungen Menschen, bei denen in Regionen jeweils zwischen 20-30 verschiedene Kirchen und Gemeinden involviert waren. Wir haben viele Projekte wie die Glaubenskurse Alphalive oder auch unser Familien-Ministry Family Life, die in allen Denominationen durchgeführt werden. Die Explo-Konferenzen waren und sind sicher etwas vom Herausragendsten, wo sich Christen mit unterschiedlichsten Hintergründen sammeln, um gemeinsam Gott zu erleben. Ich selber spreche bei Gottesdiensten und Konferenzen in der ganzen Bandbreite der Denominationen… wir möchten Christus bekannt machen und einen ganzheitlichen Glauben fördern. Dies tun wir überall in der Zusammenarbeit mit all denjenigen, die christuszentriert und geisterfüllt unterwegs sind.

 

Wo siehst Du Hürden und grundlegende Unterschiede zu den Christlichen Konfessionen?

Über Unterschiede könnte man Bücher füllen – würden wir uns aber nur darauf konzentrieren, dann wäre kein einziges Miteinander möglich. Ich bin mit meiner Frau Tamara seit 14 Jahren verheiratet und trotz unserer Liebe haben wir viele Punkte, die wir anders sehen oder uns manchmal sogar nicht verstehen. Das ändert aber nichts daran, dass wir gemeinsam das Abenteuer Leben und Ehe geniessen können. Es ist eine simple Entscheidung, ob wir im Leben das Trennende oder das Verbindende sehen möchten.

Die grosse Hürde für das Miteinander ist und bleibt das Nicht-Erkennen meines Gegenübers. Würden wir uns die Zeit nehmen, einander mit aufrichtigen Herzen in die Augen zu schauen und die Geschichte von ihm oder ihr zu hören, wären ganz viele Diskussionen über Unterschiede überflüssig. Viele Fragen werden bleiben – aber das, was uns verbindet, ist ungleich grösser, als das was uns trennt.

 

Wo sollten wir als Kirche in 5 Jahren stehen?

Schulter an Schulter nebeneinander. Jeder gestärkt in seiner eigenen individuellen Ausprägung, aber bereichert, durch die Schätze der andern. Wir brauchen als Gesamtkirche eine Öffnung zu den Menschen hin und gleichzeitig eine neue leidenschaftliche Öffnung auf Christus hin. Gemeinden und Lokalkirchen, die entweder das eine oder das andere verlieren, werden farb- und kraftlos. Und unsere Gesellschaft braucht mehr denn je eine dialogfähige Kirche, die sich nicht scheut, Profil zu zeigen und Hoffnung in diese Welt hineinzutragen.

 

Herzlichen Dank für das Interview!