Interview mit Catherine McMillan

„mitenand glaube“ – Interview mit Catherine McMillan, Reformationsbotschafterin und Pfarrerin in Dübendorf

 

Frau McMillan, können Sie sich kurz vorstellen?

Gerne, ich bin Pfarrerin mit multi-Migrationshintergrund in Dübendorf.  Geboren in Schottland, hauptsächlich in den USA aufgewachsen, in Frankreich und Deutschland studiert, in der Schweiz die zweite und dritte Pfarrstellen angetreten – das macht fünf Länder. Nun lebt meine Tochter auch noch in Südafrika, die drei Söhne sind über Deutschland und die Schweiz verteilt. Mit dem Schwerpunkt Diakonie in Dübendorf fühle ich mich am richtigen Platz, vor allem bei der Flüchtlingsarbeit. Es ist klar, dass ich mich mit „Fremden“ identifiziere. Das ist auch ein Grund, warum mir die Rolle einer Reformationsbotschafterin vom Kirchenrat übertragen wurde. Ich sollte die internationale Ausstrahlung der Schweizer Reformationen unterstreichen und Beziehungen zu reformierten Kirchen im Ausland knöpfen.  Die Beschäftigung mit der Reformation hat mein ohnehin schon brennendes Interesse an der Neuübersetzung der Gnadenbotschaft für heute intensiviert.  Das ist hoffentlich bei meinen „Wort zum Sonntag“ Beiträgen hin und wieder spürbar.

 

Was bedeutet „gemeinsam glauben“ aus Ihrer Sicht

Es bedeutet einander zu akzeptieren und uns nicht gegenseitig den richtigen Glauben abzusprechen. Aber noch mehr: Einander zu helfen und zu ermutigen und gemeinsam der Gesellschaft zu dienen. Wir finden gemeinsame Nenner  wie Solidarität, Menschenwürde, Respekt, Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit,  die wir öffentlich vertreten und  legen unsere diakonischen und barmherzigen Werke zusammen überall wo es geht. Und wir überwinden unsere Vorurteile über andere Frömmigkeitsstile und wagen es, immer wieder mal miteinander zu feiern und zu beten.

 

Können Sie ein Beispiel für überkonfessionelle Zusammenarbeit in (ihrer) Gemeinde nennen?

Das „Café Welcome“ ist ein wöchentlicher Treffpunkt für Flüchtlinge und Deutschsprachige mit Mittagessen. Das Projekt entstand im Rahmen des Diakoniekonzepts der reformierten Kirchgemeinde, aber von Anfang an läuft in ökumenischer Zusammenarbeit. Wir sind in den gemütlichen Räumlichkeiten der Chrischona Gemeinde und deren Pastor und Freiwillige sind eine grosse Stütze. Auch die katholische Kirchgemeinde und die Methodistische Gemeinde unterstützen mit Geld und Freiwilligen. Die reformierte Sozialdiakonin koordiniert und schaut, dass alle Bereiche von Freiwilligen wöchentlich abgedeckt sind: Kochen, Betreuen, Kinderprogramm, Putzen.  Bald wird auch ein neues Projekt gestartet – „Tankstell – Soziales Info-Café“, auch ökumenisch getragen.  Damals vor zwei Jahren stieg der katholische Kollege als Beisitzer in unsere Arbeitsgruppe Diakoniekonzept quer ein, und das war ein Schlüssel zum Erfolg der gemeinsam aufgegleisten Projekte.

 

Wo sehen Sie Hürden und grundlegende Unterschiede zu den anderen Christlichen Konfessionen

In Fragen der Taufe, des Abendmahls und der Ordination von Frauen. Auch ein unterschiedliches Amtsverständnis verschiedene Strukturen und Entscheidungswege können die Zusammenarbeit erschweren.

 

Wo sollten wir als Kirche in 5 Jahren stehen?

 Wir sollten vieles zusammengelegt haben und trotzdem zu den verschiedenen Schätzen unserer Traditionen Sorge tragen. Ich hoffe, dass wir bis dahin an vielen Orten wie selbstverständlich das Abendmahl zusammenfeiern. Jugendliche, die auf „Reformaction“ in Genf waren, haben ein Video gedreht mit ihren Wünschen an die Kirche. Einige wünschen sich, dass es in jeder Stadt einen Jugendraum gibt, der von allen kirchlichen Konfessionen gemeinsam getragen wird. Sie wollen Grenzen überwinden. Ich wünsche mir, dass diese Jugendlichen in 5 Jahren in der Kirche schon Verantwortung tragen und ihre Visionen realisieren.

Herzlichen Dank für das Interview!